Die Situation verschärft sich mit jeder neuen Wassersaison: Seit Jahren verfällt die Infrastruktur der deutschen Freizeitwasserstraßen. Marode Schleusen und Wehre drohen ganze Wassersportreviere abzuhängen, warnt der Deutsche Tourismusverband (DTV) und fordert Bundesverkehrsminister Wissing auf, die notwendigen Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen unverzüglich einzuleiten. Der Investitionsbedarf ist auch Thema einer öffentlichen Anhörung im Tourismusausschuss des Bundestages, in der der DTV heute Stellung nimmt.
„Der Sanierungsstau ist immens und das Problem hinlänglich bekannt. Trotz Zusagen des Bundes ist jedoch kein Fortschritt erkennbar“, sagt DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz. „Plötzliche Schleusensperrungen wegen ausbleibender Sanierungsarbeiten können leider nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Davon betroffen wären nicht nur Paddler, Segler oder Touristen, die mit dem Hausboot unterwegs sind. Defekte Anlagen können ganze Reviere abschneiden, und damit die wirtschaftliche Existenz von Bootsverleihern, Gaststätten- oder Marina-Betreibern bedrohen“, so Kunz. „Der Bund ist in der Verantwortung, die Befahrbarkeit seiner Freizeitwasserstraßen sicherstellen“.
Im Masterplan Freizeitschifffahrt hatte das Bundesverkehrsministerium 2021 zugesagt, Erhaltungsmaßnahmen an Anlagen mit erheblicher verkehrlicher Relevanz an Haupt- und Nebenwasserstraßen gleichermaßen zu forcieren, eine Bestandsaufnahme über den Zustand der Schleusen und Wehre zu erarbeiten und Priorisierungen abzuleiten. „Diese als kurzfristig bzw. mittelfristig gekennzeichneten Maßnahmen wurden bisher nicht wirksam umgesetzt“, so Kunz.
Seit Jahren fordert der DTV im Verbund mit Wassersport-, Wassersport¬wirtschafts- und Tourismusverbänden, den enormen Investitionsstau auf den Freizeitwasserstraßen des Bundes zu beseitigen. Die Schleusen auf den Nebenwasserstraßen sind im Mittel 105, Wehre 75 Jahre alt. Unrühmlicher Höhepunkt der verfehlten Sanierungsplanung war die sechsmonatige Schließung der Schleuse Zaaren 2019.